Eine Heldin bin ich nicht

"Mehr als zwanzigtausend Holländer verhalfen in jenen Jahren Juden und anderen, die untertauchen mussten, zu einem Versteck. Ich war bereit, meinen Teil beizutragen, soweit ich es vermochte. Ebenso mein Mann. Doch es war nicht genug.

An mir ist nichts Besonderes. Im Rampenlicht wollte ich nie stehen. Ich tat nur, worum ich gebeten wurde und was jeweils notwendig erschien. Als man mir zuredete, meine Lebensgeschichte zu erzählen, musste ich an Anne Frank denken, an den Platz, den sie in der Zeitgeschichte einnimmt, an ihr Schicksal, das Millionen von Menschen bewegt und nachhaltige Bedeutung für sie gewonnen hat. Wie ich höre, hebt sich noch immer allabendlich irgendwo auf der Welt der Vorhang für das Theaterstück, das nach Annes Tagebuch entstanden ist. Nimmt man die hohen Auflagen von Het Achterhuis - so heißt Das Tagebuch der Anne Frank auf Niederländisch – und die zahlreichen Übersetzungen hinzu, so muss ihre Stimme bis in die entlegensten Winkel der Welt gedrungen sein."

Zitat aus der Vorbemerkung der Autobiographie, die Miep Gies zusammen mit Alison Leslie Gold verfasste Meine Zeit mit Anne Frank – Der Bericht jener Frau, die Anne Frank und ihre Familie in ihrem Versteck versorgte, sie lange Zeit vor der Deportation bewahrte – und sie dennoch nicht retten konnte, Frankfurt a. M. : Fischer Taschenbuch Verlag, , 2009.

Miep Gies beim Lesen ihrer Post, Juni 2001. Foto: Bettina Flitner.
Miep Gies beim Lesen ihrer Post, Juni 2001. Foto: Bettina Flitner.

 
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