Biografie

Miep und Paul Gies. Foto: Bettina Flitner.
Miep und Paul Gies. Foto: Bettina Flitner.
'Glück, das war der rote Faden im Leben meiner Mutter', konstatierte Paul Gies, der Sohn von Miep und Jan Gies. Und damit hat er sicherlich recht: Ausgerechnet das kleine, kränkliche Mädchen, das 1909 in Wien geboren wurde und nach dem Ersten Weltkrieg an Unterernährung litt, ist 2009 noch bei einigermaßen guter Gesundheit, lebt mit entsprechender Unterstützung allein und hat im Februar seinen hundertsten Geburtstag gefeiert.

Während der deutschen Besatzung der Niederlande gehörte Miep Gies zu den Helfern der acht Untergetauchten im Hinterhaus an der Prinsengracht 263 in Amsterdam. Ihr Engagement, ihre Hingabe und vielleicht auch ein Quäntchen Glück haben dazu beigetragen, dass das Leben von acht jüdischen Menschen gut zwei Jahre lang den Blicken der deutschen Besatzer entzogen wurde und trotz aller Einschränkungen dennoch erträglich blieb.

Die Bewohner des Hinterhauses wurden verraten und am 4. August 1944 von der Grünen Polizei abgeholt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Bep Voskuijl konnte Miep Gies die Tagebücher der Anne Frank vor dem Zugriff der Deutschen retten und Otto Frank, der als Einziger der Hinterhausbewohner die Konzentrationslager überlebte, im Sommer 1945 'das Vermächtnis seiner Tochter Anne' aushändigen. Miep hatte Annes Schriften ungelesen in einer Schreibtischschublade aufbewahrt. Seit dem ersten Erscheinen 1947 wurde das Tagebuch in zahlreiche Sprachen übersetzt und unzählige Mal neu aufgelegt. Noch immer wird das Buch in großen Auflagen gedruckt. Dadurch sowie durch das darauf basierende Theaterstück und den Film konnten sich Millionen Menschen in der ganzen Welt eine lebendige Vorstellung von dem Leben der jüdischen Untergetauchten im Zweiten Weltkrieg machen, gesehen durch die Augen eines jungen Mädchens mit großem schriftstellerischem Talent. Obwohl Miep Gies äußerst bescheiden auftritt, ist es doch die Frage, ob all das ohne den beherzten Einsatz von ihr und ihrer Kollegin Bep Voskuijl möglich gewesen wäre.

Weiter unten finden Sie einen Abriss der Lebensgeschichte von Miep Gies.

Miep Gies wurde 1909 als Hermine Santruschitz in Wien geboren und erlebte dort den Ersten Weltkrieg. Infolge der Nahrungsmittelknappheit war sie unterernährt, doch sie hatte Glück: Mit elf Jahren erhielt sie die Möglichkeit, bei einer Pflegefamilie in den Niederlanden zu Kräften zu kommen.

 Mehr

Miep Santruschitz verließ mit achtzehn Jahren die Schule und fand eine Stelle aus Schreibkraft. Als sie diese erste Stellung 1933 infolge der Wirtschaftskrise verlor, hatte sie das Glück, eine Anstellung bei der N.V. Nederlandsche Opekta Mij. van Otto Frank zu finden, auch wenn sie dort zunächst in der Küche eingesetzt wurde …

 Mehr

Miep und Jan Gies lernten sich um 1930 kennen. Sie waren Kollegen, freundeten sich an, verliebten sich ineinander, fanden 1940 durch die Vermittlung von Otto Frank zwei Zimmer zur Untermiete und gaben einander schließlich am 16. Juli 1941 das Jawort.

 Mehr

Otto Frank war seit 1933 Miep Gies' Arbeitgeber, aber durch die regelmäßigen Einladungen bei Otto und Edith Frank zum Abendessen und zu Kaffee und Kuchen an den Samstagnachmittagen und -abenden entstand auch eine tiefe Frendschaft zwischen den Familien Frank und Gies.

 Mehr

Während der zwei Jahre und fast zwei Monate, die die Familien Frank und van Pels sowie Zahnarzt Pfeffer im Hinterhausversteck lebten, war Miep Gies als eine der Helferinnen und Vertrauten unter anderem für deren tägliche Einkäufe verantwortlich.

 Mehr

Otto Frank hatte als Einziger der acht Untergetauchten aus dem Hinterhaus die Konzentrationslager überlebt. Im Sommer 1945 stand er bei Miep und Jan Gies vor der Tür. Miep konnte ihm Annes Tagebücher geben, und 1947 ließ Otto Frank das Werk seiner Tochter publizieren. Bis 1953 blieb er bei Miep und Jan – und seit 1950 auch deren Sohn Paul – wohnen.

 Mehr

Miep Gies besitzt einige außergewöhnliche historische Dokumente. Weiter unten können Sie eine Auswahl von ihnen einsehen.

 Mehr

Hier können Sie sich einige Ausschnitte aus zwei Fernsehreportagen ansehen, in denen Miep Gies von der Zeit erzählt, in der sie die Familie Frank kennen lernte und sie, die Familie van Pels und Zahnarzt Pfeffer vom 6. Juli 1942 bis zum 4. August 1944 in ihrem Versteck an der Amsterdamer Prinsengracht unterstützte.

 Mehr
 
1920
1960
1970
1980
1990